Heinrichs - Die Wirtschaft

Der Gastraum ist recht schlicht und eher rustikal eingerichtet, aber das ist dem Essen ja prinzipiell egal. Es war ausgesprochen lecker. Wir waren zu fünft schon um 1800 da, und erstmal die einzigen Gäste. Ein netter Plausch mit dem Kellner, mit den entsprechenden Tagesempfehlungen. Fast jeder ein anderes Gericht gewählt, und alle sehr zufrieden. Sowohl die Vor als auch Hauptspeisen waren köstlich. Gute Weinkarte mit lokalen Weinen zu fairen Preisen. Nette Bedienung, was will man mehr. Besten Dank.

In den 10 Jahren, in denen ich regelmäßig Gast bei Heinrichs bin, war heute das erste Mal, dass ich enttäuscht wurde. Die heutige vegetarische Option war Spinatknödel mit Salbei. Für 18 € wurden mir 2 Knödel mit einem Durchmesser von höchstens 7 - 8 cm serviert. Die Qualität war ausgezeichnet - das ist immer der Fall bei Heinrichs - aber wenn die Kellnerin mit mir übereinstimmt, "dass die Portion etwas zu klein war" und als Ausgleich einen Kaffee anbietet, dann stimmt etwas nicht in der Küche. Ich erwarte wirklich nicht, dass ich ein Restaurant hungrig verlasse. Genau das ist heute passiert.

"Nein, wir sind doch keine Weinstube", war der einzige Kommentar der Bedienung, als wir an einem lauschigen Spätsommerabend an einem der zahlreichen leeren Tische draußen noch einen Weißwein trinken wollten. Dass man als selbsterklärte "Wirtschaft" die Nase so hoch trägt, dass es reinregnet, ist auch bei dem allgemein eher herben Umgangston in Mainz ein Tiefpunkt. Ohne Hauptgericht keine Freundlichkeit, von Bewirtung ganz zu schweigen... Sicher werden wir das Heinrichs auch dann nicht in Erwägung ziehen, wenn wir essen gehen wollen.

Ganz schlechter Service zerstört den Eindruck nachhaltig Durchschnittliche, nicht fehlerfreie Küche , kleine Portionen, recht hohe Preise und ein Kellner, der seine Gäste nicht ausreden läßt und am Ende verhöhnt - das tun wir uns nie wieder an! Hätten wir uns die Bewertungen in den einschlägigen Internet-Portalen genauer angesehen, wäre uns ein enttäuschender Restaurantbesuch erspart geblieben. Das Heinrichs ist ein sehr gemütlich eingerichtetes Weinstuben-Restaurant in einem Eckhaus mit Bürgersteig-Terrasse an der Martinsstraße am Rande der Mainzer Altstadt. Die Weinauswahl ist gut. Die kleine Speisenkarte mit nur wenigen Gerichten, deren Beilagen-Kombinationen auf nur 3 frisch zubereiteten Produkten basieren, erinnern an französische Landküche. Der Kellner Erik unterhält die Gäste mässig-witzig und recht selbstdarstellerisch bis überheblich - guter Service geht anders. Wir bestellten eine Tafelspitzbrühe mit Maultaschen-Streifen und Markklößchen, sowie Leberwurst-Strudel auf gebratenem Spitzkohl und Soße - Vermutlich eine Instant-Soße mit hohem Glutamat-Anteil. Anders läßt sich die starke Mundtrockenheit und mein Durst nach dem Essen nicht erklären. Die Leberwurst-Fülle im Brickteig schmeckte hingegen fein-aromatisch. Meine Frau bemängelte die versalzene Suppe und bat mich, diese zu probieren. Ich konnte ihren Geschmackseindruck nur bestätigen. Wenn eine Fleischbrühe zu lange auf dem Herd köchelt, ist sie halt irgendwann versalzen. Als uns Erik beim abservieren der Vorspeisen fragte, ob alles in Ordnung gewesen sei, erwähnten wir die überwürzte Suppe. Danach kam er aus der Küche zurück und erklärte uns, daß man die Brühe probiert habe und diese völlig in Ordnung sei. Darüber hinaus habe er sie heute schon 8 mal verkauft und niemand habe sich beschwert. Offensichtlich ist das die übliche Reaktion auf Reklamationen im Heinrichs. Nachträglich fand ich eine Reihe Bewertungen im Internet, die sich ebenfalls auf versalzene Gerichte und die unangemessene Reaktion des Kellners auf diesbezügliche Reklamationen bezogen. Kurzum: Nach dieser unprofessionellen Zurechtweisung war der Abend für uns gelaufen. Der Vollständigkeit halber will ich unsere weiteren Speisen erwähnen: Die Kalbsbäckchen waren zart und mürbe. Die etwas dünnflüssige Soße schmeckte fad und den Kartoffelstampf kann jede Hausfrau so zubereiten. Das Beste vom Kalb (Bries, Zunge und Kopf) wurde auf einem Salatbett mit Remouladensoße serviert. Es waren 3 frittierte Stücke, die von der Form her äußerlich nicht zu unterscheiden waren. Fazit: Die negativen Bewertungen zu diesem Restaurant bezüglich Portionsgröße, Service und überhöhter Preise können wir bestätigen. Die Tripadvisor- Statistik bestätigt diesen Eindruck ebenfalls : Auf 50 positive Bewertung kommen 25 Befriedigend bis Ungenügend. Auch der Platz 74 im Ranking und das Certificate of Excellence aus dem Jahr 2016 zeigen, daß dieses Restaurant nicht zu den aktuellenTop - Empfehlungen in Mainz gehört. Es ist schon erstaunlich, wie ein selbstverliebter untalentierter Kellner einen Restaurantbesuch zu einem kompletten Reinfall gestalten kann - daran hatte die versalzene Tafelspitz-Brühe den geringsten Anteil. Empfehlen können wir Heinrichs-Die Wirtschaft nicht.